Storytelling zur Verbesserung der Sprechfähigkeit

Ausgangslage

Studierende von Fremdsprachen, insbesondere solche, die im Muttersprachenland lernen, haben oft Hemmungen zu sprechen. Auch kommt das Sprechtraining im Kurs häufig schon allein aus Gründen der großen Anzahl der Teilnehmer zu kurz.

Auf der Basis dieser Ausgangslage war daher die Überlegung, ein Projekt zu initiieren, das die mündliche Ausdrucksfähigkeit stärken sollte.

Außerdem sollte das Projekt eine pragmatische Relevanz für das Berufsleben nach dem Universitätsabschluss haben, um so den Studierenden zu zeigen, dass das im Studium Gelernte nicht nur für die Abschlussnote, sondern auch durchaus nach dem Universitätsabschluss von Relevanz sein kann.

Damit alle beteiligten Lehrpersonen und auch die anderen Studentinnen und Studenten die Projekte sehen konnten, musste das Ergebnis zudem einer (eingeschränkten) Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Für das Projekt stand den Studierenden ein Semester zur Verfügung.

Für welche App wir uns entschieden haben, kann man in dem folgenden Überblick sehen.

Auf einen Blick

Die Kurteilnehmer/innen sollten eine Geschichte selbst entwickelten und mit Hilfe von Bildern, Videos, Musik, Text und eigener Stimme in ein Video verwandeln, das für alle Teilnehmer/innen veröffentlicht wird.

Dabei sollten sie lernen

  • gemäß den Vorgaben einen Text für Hörer, nicht für Leser, zu schreiben
  • diesen Text passend mit Bildern oder Videos zu unterstützen und mit Musik zu untermalen
  • den Text mediengerecht zu sprechen.

Adobe Express Modul Video ist auf jedem PC oder Mac über einen Webbrowser lauffähig. Es kann nach Anmeldung kostenlos genutzt werden.

Das Modul Video alleine wird unter dem Namen Adobe Spark Video für iOS Systeme vertrieben.

Studierende mit Android-Systemen, müssen auf den Webbrowser ausweichen.

Die Lernkurve für das Programm ist sehr kurz und flach: Die Sutdentinnen und Studenten können die wesentlichen Funktionen in 15 Minuten lernen. Danach haben die Lernenden mit dem Programm schnell ein Erfolgserlebnis, da es rasch einen semiprofessionellen Output generiert.. Das Programm eignet sich sowohl für den Anfänger- (Niveau A) als auch für den Fortgeschrittenenunterricht (Niveau B/C). Es motiviert die Lernenden eine Geschichte in der fremden Sprache zu erzählen, die leicht veröffentlicht werden kann.

Die Beispiele wurden von den Teilnehmer/innen in einem Semester (= 15 Doppelstunden) sowie einige Zeit außerhalb des Unterrichts entwickelt.

Der Student stellt eine Autokategorie vor, die eine Besonderheit von Japan ist. Am Ende seiner Geschichte gibt es eine überraschende Wendung.

Die eigentliche Themenvorgabe ist nicht ganz zielgenau getroffen, aber die Geschichte ist interessant erzählt.

Die Beispiele wurden von den Teilnehmer/innen in einem Semester (= 15 Doppelstunden) sowie einige Zeit außerhalb des Unterrichts entwickelt.

Tatami ist der traditionelle Bodenbelag aus dicken Binsenmatten. Die Studentin erzählt in ihrer Geschichte über die Vorteile der Tatami und was man außer einem Bodenbelag noch aus Tatami machen kann.

Die Beispiele wurden von den Teilnehmer/innen in einem Semester (= 15 Doppelstunden) sowie einige Zeit außerhalb des Unterrichts entwickelt.

Eine Bento-Box ist ein Behältnis zum Transport von Essen, z. B. von dem eigenen Mittagessen, das man damit zum Arbeitsplatz oder zur Uni bzw. in die Schule transportieren kann. Die Studentin erzählt von der Formenvielfalt und den zahlreichen Funktionen dieser Schachteln.

Auswahl des Programms

Die Wahl fiel auf das Modul Video des Programms Adobe Express, das erlaubt, das Ergebnis auf den Seiten von Adobe zu speichern, so dass jeder, der den entsprechenden Link kennt, die Präsentation einsehen kann. Zudem ist die App kostenlos. Die meisten unserer Studierenden arbeiten mit einem Smartphone unter iOS. Studierende mit Android-Systemen konnten ihre Präsentationen mit der Desktop-Version von Adobe Spark Video erstellen, die in jedem Browser lauffähig ist, ganz gleich, welches Betriebssystem man benutzt. Die Funktionalität ist die gleiche wie bei der App.

Aufgabenstellung

Die „Story“ bzw. Aufgabenstellung für die Teilnehmer/innen war:

„Sie arbeiten in einer Firma, die ein Produkt herstellt, das bisher nur in Japan verkauft wird. Ihr Chef möchte expandieren und das Produkt, auch in anderen Regionen der Welt verkaufen. Er weiß, dass Sie Germanistik studiert hat und fordert Sie auf, das Produkt in einem Film für Soziale Medien vorzustellen.

Erstellen Sie also einen Film, in dem Sie das Produkt vorstellen. Ihre Aufgabe im Einzelnen ist:

  • Überlegen Sie sich ein Produkt, das es wahrscheinlich bisher nur in Japan gibt.
  • Überlegen Sie, warum dieses Produkt auch für Deutsche gut sein könnte.
  • Erstellen Sie einen Film, in dem Sie das Produkt auf eine interessante Art vorstellen.
  • Sagen Sie in dem Film, warum Deutsche dieses Produkt kaufen sollten.

Das Programm

Adobe Express Video liegt das Konzept des storytelling zugrunde: Statt reine Fakten zu präsentieren, erzählt man eine Geschichte, die diese Fakten in einen interessanten Kontext betten, der besser zum Behalten der Information, die vermittelt werden soll, beiträgt. Diese Geschichte wird mündlich erzählt und unterstützt durch Bilder und Texte. Das Ganze kann dann als ein Video gespeichert werden.

Das Programm unterstützt das Erzählen durch vorgegebene Gliederungen: Je nach Intention der „Story“ gibt es verschiedene Vorlagen, die bereits die Spannungsbögen der Präsentationen nahelegen und so implizit einen möglichen Aufbau der story unterstützen.

Storytelling zur Verbesserung des Sprechens: Auswahl des Templates
Bild 1: Templates für verschiedene Erzählziele

Bedienung des Programms

Nachdem man sich ein Template gemäß dem eingenen Ziel der Story ausgesucht hat, gibt das Programm für verschiedene Teilbereiche des Videos Hilfestellungen: Je nach dem ausgesuchten Erzählziel sind diese Hilfestellungen verschieden (vgl. Bild 2).

Storytelling zur Verbesserung des Sprechens: Hilfestellung für Teilbereiche
Bild 2: Hilfestellungen für die einzelnen Teilbereiche der Geschichte

Die weitere Bedienung ist denkbar einfach: Die Nutzer wählen ein Medium, welches das Gesagte unterstützt. Das kann ein Bild, eine Grafik oder sogar ein Video sein. Man kann dieses Medium rechtefrei aus der Bilderbibliothek von Adobe wählen oder auch selbst erstellen. Außerdem kann auch Text hinzugefügt werden.

Anschließend drückt man auf die Aufnahmetaste – in Bild 2 das blaue Mikrofon-Icon – und spricht den Text. Die Aufnahme wird automatisch korrekt ausgepegelt über eine Hintergrundmusik gelegt. Die Hintergrundmusik kann ebenfalls aus einer Vielzahl von Vorgaben gewählt werden. Alternativ lässt sich auch Musik auswählen, die sich auf dem eigenen Rechner befindet. Dabei sollte jedoch auf fremde Rechte geachtet werden. Falls die Aufnahme nicht gefällt, kann man den Aufnahmevorgang bis zur Zufriedenheit beliebig oft wiederholen.

Man fährt dann auf die gleiche Weise mit den nächsten Bildern und Aufnahmen fort, bis die Geschichte zu Ende erzählt ist. Der Sprechvorgang wird also in kleine Sequenzen geteilt. Man benötigt daher keinen langen Atem – selbst für eine lange Geschichte. D. h. auf der anderen Seite, dass man mit der Geschichte anfangen kann, sie u. U. unterbricht und wieder an einem anderen Tag mit der Aufnahme fortfährt und daran weiterarbeitet. Diese Arbeitsweise kommt einem zeitlich begrenztem Unterrichtsverlauf entgegen.

Die Einfachheit der Bedienung lässt die Technik weitgehend in den Hintergrund treten. Die Studierenden können ihre Zeit und Energie in den Inhalt ihrer Präsentation stecken. Ihre eigentliche Aufgabe ist zunächst zu entscheiden, welche Geschichte sie erzählen möchten. Als zweiten Schritt, müssen sie diese Geschichte in einzelne Teile unterteilen, zu denen jeweils ein aussagekräftiges Bild, sowie unterstüztende Texte zugeordnet werden sollte. Abschließend wird diesen Bild/Text-Elementen die Narration zugeordnet.

Die Studierenden bereiten ihre Präsentation daher sinnvollerweise mit einer dreispaltigen Tabelle vor: Die Spalten enthalten den Narrationstext, den Text, der die Narration oder die visuelle Information zusätzlich schriftlich unterstützt sowie eine Spalte mit der Beschreibung des Bildes bzw., sofern das Bild schon gefunden wurde, mit dem Bild.
Gegenüber der einfachen Aufnahme der eigenen Stimme in einer Tondatei, hat die Arbeit mit dieser App verschiedene Vorteile:

  • Die Studierenden haben mit dieser App schnell ein Erfolgserlebnis: Ihre Stimme wird in einen Klangteppich eingebettet und professionell ausgepegelt, ohne dass besondere Kenntnisse dafür erforderlich sind. Kleinere sprachliche Unsauberheiten werden durch den Klangteppich überdeckt.
  • Die Anspannung und Angst vor dem Mikrofon wird minimiert, da man jederzeit die kurzen Sequenzen für ein Bild neu sprechen kann.
  • Die Designs sind sehr professionell gestaltet. Dadurch lassen sich ohne Mühe gut aussehende Präsentationen erstellen. Wer mehr Zeit investieren möchte, kann die Designs auch in vielfältiger Weise nach dem eigenen Geschmack verändern.
  • Schließlich lassen sich die Projekte auch sehr einfach teilen: Man muss nur den Link zu dem Projekt versenden – sofort können die Empfänger der Links das Projekt in jeder Phase ansehen. Die Studierenden müssen daher nicht alleine, nur für die Note, arbeiten, sondern können Freunden und Kommilitonen ihr Projekt vorstellen. Ja, es ist sogar denkbar, dass die Studierenden bei der Arbeitssuche den Link in ihr Portfolio aufnehmen, mit dem sie sich bei Firmen bewerben.

(28.1.2023)

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