Berufsbezogene Projektarbeit: Erstellung einer Website

„Es ist gut, etwas zu machen.“

Berufsbezogene Projektarbeit: Erstellung einer Website im Fremdsprachenunterricht

Ausgangslage

Fremdsprachenlernen ohne Bezug zu Situationen, in denen die Zielsprache angewendet werden kann, ist weitgehend sinnlos. In internationalen Kursen im Zielsprachenland ist die Anwendung des Gelernten eine Selbstverständlichkeit: Einerseits im Kurs selbst bei der Kommunikation mit Teilnehmern einer anderen Nation, andererseits jederzeit außerhalb des Kursraums im täglichen Leben. In Kursen im Muttersprachenland ist die Situation dagegen wesentlich indifferenter: Da stellt sich die Frage nach einem möglichen Realitätsbezug immer wieder.

Da alle Teilnehmer die gleiche Muttersprache sprechen, ist eine Kommunikation untereinander in der Zielsprache eher unnatürlich und erfolgt daher meist nur während des Unterrichtsgeschehens. Außerhalb des Kursraums entfällt der Gebrauch der Zielsprache in der Regel völlig. Die Verwendung der Zielsprache bleibt nur Übungssituationen im Kontext des Unterrichtsgeschehens vorbehalten, beispielsweise bei Hausaufgaben.

Darüber hinaus besteht in Japan – und vielleicht nicht nur dort – das Problem, der Sinnhaftigkeit des Deutschlernens. Nach dem Studium ergreifen die Studierenden meist einen Beruf, bei dem die Deutschkenntnisse gewöhnlich keine Rolle spielen. Zu zeigen, dass dem nicht unbedingt so sein muss, war eine Intention des Projekts. Den Studierenden sollte mit einer realistischen Aufgabenstellung demonstriert werden, dass es auch in Berufen, die nicht direkt mit der deutschen Sprache zu tun haben, Situationen geben kann, in denen ihre Deutschkenntnisse gefragt sind. Ihnen sollte also durch das Projekt gezeigt werden, dass sie im Studium durchaus „für das Leben“ lernen.

Wir überlegten daher eine Aufgabenstellung für die Studierenden, die plausibel in einer beruflichen Situation nach dem Studienabschluss auftreten könnte.

Auf einen Blick

Die Kursteilnehmerinnen/ -teilnehmer sollen auf der Grundlage einer leicht zu erlernenden Technologie in Deutsch eine Homepage zu einem von ihnen selbst gewählten Thema erstellen können.

Dabei sollen sie lernen

  • Informationen zu recherchieren
  • diese Informationen auf Deutsch auszudrücken
  • und dem Medium Homepage entsprechend umzusetzen

Adobe Express*

  • kostenlose App für iOS Systeme oder
  • über einen Web-Browser für alle Systeme
  • man muss sich kostenlos bei Adobe anmelden, um das System verwenden zu können

*Adobe Express hieß früher Adobe Spark

Es ist wichtig, dass sich die Studierenden mit dem Inhalt und nicht mit der Technik beschäftigen. Adobe Express ist m.E. ausgezeichnet dafür geeignet, dieses Ziel zu erreichen. Die grundlegenden Funktionen können in 10 Minuten erklärt werden. Danach können die Teilnehmer beginnen, die Inhalte einzufügen.

Trotz der einfachen Bedienung ist gewährleistet, dass das Ergebnis ein sehr professionelles Aussehen hat.

Der Ise-Schrein

Autorin Yuuka Nakahashi, 2. Studienjahr

Die Homepage könnte – nach sprachlicher Überarbeitung – als offizieller Führer in Deutsch durch den Schrein akzeptiert werden. In dem integrierten Video wird ein komplizierter Sachverhalt mit guter Aussprache und gutem Deutsch vermittelt.

Aufgabe im vorgegebenen Rahmen

Die Situation

Sie arbeiten in einer Behörde, z.B. im Rathaus oder der Kreisverwaltung. Der Ort, für den Sie arbeiten, soll im Internet bekannter gemacht werden. Ihr Vorgesetzter weiß, dass Sie einmal an der Uni Deutsch gelernt haben. Deshalb bittet er Sie, eine Homepage auf Deutsch zu gestalten.

Vorgaben

  • Die Homepage sollte mindestens ein Video enthalten, wo ein Bewohner des Ortes (Sie!) etwas auf Deutsch über den Ort sagt.
  • Die Homepage sollte mindestens 10 Bilder mit Erklärungen enthalten. Auf der Homepage sollte auch etwas über die Geschichte des Ortes gesagt werden.

Arbeitsanweisung

Gestalten Sie mit AdobeExpress eine Homepage auf Deutsch für einen Ort in Japan Ihrer Wahl. Beachten Sie, was Ihr Vorgesetzter Ihnen gesagt hat.

Der Teilbereich „Erstellung eines Videos“ knüpft an das vorhergehende Semester an, in dem die Studierenden ein Projekt-Video → erarbeiten sollten. Sie konnten daher auf den damals erworbenen Kenntnissen aufbauen. Die Software AdobeExpress erlaubt es, auf sehr effektive Art Web-Seiten zu erstellen, die dem derzeitigen visuellen Trend entsprechen, ohne dass die Studierenden HTML-Code schreiben müssen. Sie können sich daher völlig auf den Inhalt konzentrieren und bekommen als Endprodukt dennoch ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis.

Es gibt bei AdobeExpress  für Webseiten verschiedene Vorgaben, die im Geiste des remix oder der Rekreativität als Ausgangspunkt für das eigene Projekt verwendet werden können. Das Konzept verfolgt, wie auch die anderen Produkte der AdobeExpress-Reihe, die Idee des storytelling: Die Studierenden werden angeleitet ihre Geschichte zu erzählen und sollten diese durch Bilder oder Videos visualisieren und/oder durch Audiodateien akustisch ergänzen. Präsentationsprogramme wie z. B. Powerpoint lenken den Inhalt durch die Arbeitsweise, die das Programm vorgibt, leicht in Richtung einer akademischen Präsentation, was bei dieser Art von Projekt nicht gewollt war. Die Präsentation sollte nicht sehr textlastig sein, sondern Text, Bilder und Video sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen und aufeinander bezogen sein. Als Ergebnis sollte eine Homepage produziert werden, was sich durch ein typisches Präsentationsprogramm nicht leicht umsetzen ließe.

AdobeExpress: Auswahl zur Erstellung einer Web-Seite

Teilen der Ergebnisse

Auch bei einer Powerpoint Präsentation wäre es möglich, die fertige Präsentation mit einigem Aufwand, wie jede andere beliebige Datei, den Kursmitgliedern zugänglich zu machen. Bei den Programmen der AdobeExpress-Familie ist eine „Teilen“-Funktion bereits enthalten. Per Mausklick kann ein Link an Interessierte weitergegeben werden oder das ganze Endprodukt wird direkt als öffentlich gekennzeichnet, so dass es über die Server von Adobe jedem zugänglich ist. Der Reiz, das eigene Produkt veröffentlichen zu können, ist bei vielen Lernenden ein zusätzlicher Motivationsschub.

Positive Einschätzung durch die Studierenden

Die Studierenden mussten an ihrem Projekt zu 100% außerhalb der eigentlichen Unterrichtszeit arbeiten. Trotz dieses Aufwands  wurde die Projektarbeit als solche von unseren Studierenden sehr positiv bewertet. In einem Abschlussgespräch nach dem Ende der Projektarbeit wollten wir von den Studierenden wissen, wie sie selbst die Arbeit an ihrem Projekt einschätzen. Eine Ausage wurde von vielen mit beifälligem Nicken begleitet: „Es ist gut, etwas zu machen.“

(29.01.2023)

Sie möchten selbstständig mehr Deutsch üben?

Klicken Sie auf einen der Buttons, um zu Aufgaben für das gewählte Niveau zu wechseln.

Ähnliche Beiträge